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Dass ich einmal eine Andacht mit Vatertag überschreiben würde, hätte ich mir bis jetzt kaum vorstellen können. Selbst als die Kinder noch klein waren und mir zum Vatertag eine Kleinigkeit geschenkt haben, mussten sie den Hinweis über sich ergehen lassen, dass nicht Vatertag ist, sondern Christi Himmelfahrt.

Dieses Jahr habe ich gelernt, den Vatertag mit etwas anderen Augen zu sehen, denn er war wegen Corona anders als sonst. Es war stiller, fast möchte ich sagen, es war geradezu andächtig. Als wir nach Celle fuhren, um die Kirche für ein stilles Gebet zu öffnen, trafen wir auf keine alkoholisierten, lauten Gruppen. Natürlich haben viele Menschen den Feiertag zum Spaziergang oder zu einer Radtour genutzt. Aber all das geschah in einer für diesen Tag ungewöhnlichen Mischung aus Freude und Stille. So meinte zumindest ich es auf meiner Fahrt zu beobachten.

Die andächtige Gebetsstille derer, die dann die Kirche besuchten, verstärkte dieses Gefühl in mir. Fast meinte ich zu ahnen, wie es damals war, als Jesus vor den Augen seiner Jünger gen Himmel entrückt wurde. Stille und Freude wird da bei den Jüngern gewesen sein, vielleicht auch Furcht und Staunen. Und doch schauen sie Jesus andächtig nach, als er zu seinem himmlischen Vater auffährt. So gesehen erleben auch die Jünger einen Vatertag, denn Jesus kehrt heim zu Gott, den die Jünger und auch wir dank Jesus unseren Vater nennen dürfen. In dem Sinne ist Christi Himmelfahrt tatsächlich ein Vatertag. Der aber ist nicht laut und alkoholgetränkt, sondern er ist andächtig und voller Staunen über das, was an diesem Tag zwischen Himmel und Erde geschehen ist.

H. Wensch, Mai 2020

 

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