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Meist, wenn wir unsere Bekannten besuchten, waren sie gut vorbereitet. Irgendwo war ein Bild oder irgendetwas anderes so deponiert, dass es uns als Besucher ins Auge sprang und wir nicht umhin kamen, sie danach zu fragen. Und damit öffneten wir uns das Tor zu ihrer großen Welt.

Sie erzählten von ihren Reisen, von gutem Essen, das ihnen als Gourmets natürlich wichtig war. Fast spürten wir ihre mitleidsvollen Blicke, wenn sie fragten: „Wie, da seid ihr noch nie gewesen? Wie, das habt ihr noch nie gegessen?“ Wir erhielten Belehrungen darüber, was ein guter Wein ist und welches Restaurant man unbedingt besucht haben müsse. Manchmal kam ich mir dabei vor wie ein Hinterwäldler und ich glaube, unsere Bekannten hielten mich auch dafür. Trotzdem habe ich unsere gemeinsamen Abende genossen, denn sie regten mich meist an, über meine scheinbar so kleine Welt nachzudenken.

Und dabei musste ich immer wieder feststellen, dass ich sehr zufrieden bin mit meiner kleinen Welt, auch ohne große Reisen, erlesene Weine und Luxuswagen. Und während unsere Bekannten stolz von ihrer großen Welt erzählten, dankte ich Gott im Stillen für meine kleine Welt und für die Freude, die er mir daran geschenkt hat.

H. Wensch, Juni 2019

 

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